16.09.2012

Innocence of the Muslims

Brandstifter im Namen Jesu und Mohammed


In den Mainstreammedien werden sie nicht gezeigt, aber auch solche Bilder gibt es.
(Bild-Kollage: Sam Belaed)

► Brandstiftungen, Mord und Totschlag sind durch nichts zu rechtfertigen. Doch auch die Macher von "Die Unschuld der Muslime" sind Brandstifter: Sie wussten, was sie taten, als sie die Lunte legten.

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Bilder von brennenden Botschaften gehen um die Welt. Blut, Tote und Verletzte. Wütende Proteste von Marokko bis Indonesien. Die ganze islamische Welt scheint gegen den in den USA produzierten Hass-Film „Die Unschuld der Muslime“ auf die Barrikaden zu gehen.

Doch die Gewaltausbrüche gegen westliche Botschaften, Restaurants und Schulen alleine mit dem Film zu erklären, wäre extrem kurzgegriffen. Der Film ist zum Aufhänger der Proteste geworden. Er kann jedoch nicht als einzige Ursache herrhalten. So zum Beispiel im Sudan, wo auch die deutsche Botschaft gestürmt wurde. Dort kam Machthaber Omar al Baschir die Wut auf den Film gerade recht. Denn zuvor waren die Sudanesen aus Wut auf das Regime auf die Straßen gegangen. Baschir versteht es, die eigene Bevölkerung zu manipulieren. Er wird als Kriegsverbrecher vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht. Im Dafur-Konflikt soll er mitgemordet haben, und die berittenen Janjaweed-Milizen mit rassistischer Propaganda zum Mord und Folder an den schwarzafrikanischen Bevölkerung angstachelt haben.

Aufhänger Nummer zwei dürfte neben dem Film der 11. September gewesen sein. Es ist sicherlich kein Zufall, dass das Attentat auf die amerikanische Botschaft in Libyen, bei der der Botschafter und drei seiner Mitarbeiter starben, auf den 11. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 fiel. Es wird spekuliert, ob der Anschlag nicht auch auf das Konto von Al Quaida geht.

Neben den gewalttätigen Ausschreitungen soll es auch friedliche Proteste gegeben haben, an denen sich auch Nichtmuslime beteiligten. Gleichzeitig trauern weltweit Muslime um den verstorbenen amerikanischen Botschafter, Chris Stevens. Auf Facebook kursieren Bilder von Amerikanern, die sich von dem abscheulichen Film distanzieren. Eine junge Frau hält sich ein beschriftet Blatt Papier vor die Brust: „Sorry People of Islam. This hatefull video does not represent Amerika or Christianity.“ Darunter ist Antwort eines Muslim zu lesen. „Sorry people of America. This is not the behavior of our Islam and Prophet.“ Auch er hält sich die Schrift vor die Brust.

Es gibt sie also, Bilder von Menschen, die sich verzeihen, die sich um Frieden und Verständigung bemühen. Bloß sind friedliche Proteste langweilig und kommen selten ins Fernsehen, wie Zeit-Autorin Andrea Böhm schreibt.

„Dieses Video ist unerträglich und verletzt die Gefühle von Millionen gläubigen Menschen, aber es ist keine Rechtfertigung für diese Gewalt.“ Ausnahmsweise hat Guido Westerwelle mal den Nagel auf den Kopf getroffen.

Während die im Jahr 2006 heiß debattierten Mohammed-Karikaturen noch locker als Satire durchgehen konnten, hört bei diesem Film der Spaß auf. Die Rechtspopulisten von Pro Deutschland bemühen den Vergleich mit der Jesus-Parodie im Monty Python Film „Das Leben des Brian“.

Doch der Vergleich hinkt gewaltig. Von Humor ist in „The Innocence of Muslims“ keine Spur, nur blanker Hass: Mohammed wird als Mörder und Kinderficker, als brutaler, dummköpfiger Tagedieb dargestellt, saufen, hurend, verschmiert mit dem Blut Unschuldiger – und noch dazu gierig schweinefleisch-fressend. Jedem der mit dem Recht auf frei Meinungsäußerung argumentiert, sei empfohlen sich die vollen 14 Minuten anzusehen.

Was man zu sehen bekommt, ist zwar schlecht gemacht, aber genauso antimuslimisch, wie NS-Propagandafilme wie „Jud Süß“ und der „Ewige Jude“ antisemitisch waren.

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