31.08.2011

Roma-Familien aus dem Görlitzer Park

Neue Bleibe, letzte Chance

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Andere Anwohner fühlten sich sogar bedroht. „Wir haben manchmal fünfmal am Abend die Polizei gerufen“, sagt Gerhard Rüdiger, der in der Genthiner Straße 1 gegenüber wohnt. „Viele Roma waren zunächst freundlich, aber das änderte sich natürlich, als wir uns an die Polizei wandten. Ich bin am Ende nur noch mit bereits eingestelltem 110-Notruf auf dem Handy nach unten gegangen und war – wie alle anderen Mieter – kurz davor, wegzuziehen.“ Manchmal sei am Abend ein Bus vorgefahren, um Menschen zum Übernachten in die drei kleinen Wohnungen zu bringen, erzählt Rüdiger. „Wir sind auf die Roma zugegangen, haben sie und ihre Betreuer zum Gespräch eingeladen. Sinnlos.“

Einige Mieter und Wohnungsbesitzer geben Humanitas-Chef Thinius die Schuld. Werfen ihm vor, nicht oder viel zu spät reagiert zu haben, als sie ihm von den unzumutbaren Zuständen berichteten. Andere haben für Thinius sogar eine „Dankeschön-Party“ organisiert. Weil er den Familien gekündigt hat.

Vier Wochen ist das jetzt her. Vier Wochen, in denen die Bilder von den im Park schlafenden Menschen, ihren Kindern und Babys, immer wieder in der Presse auftauchten. Doch während die rumänische Generalkonsulin zu den Familien im Park ging und ihnen Hilfe anbot, falls sie nach Hause zurückkehren wollten, beschränkten sich die Berliner Politiker auf Statements: Der Senat erklärte die Bezirke für verantwortlich, die Bezirke forderten „eine Lösungsstrategie für ganz Berlin“.

Denn ähnliche Probleme wie in der Genthiner Straße gibt es inzwischen auch in anderen Berliner Kiezen. Vielleicht wollte man deshalb keine Unterbringungsmöglichkeiten finden. Man wisse ja nicht, wie viele Roma dann im Görlitzer Park lagern würden, hieß es hinter vorgehaltener Hand. Zu gegenwärtig ist die Erinnerung an den Juni 2009, als mehr als 100 Roma erst im Görlitzer Park, dann in einem besetzten Haus, einer Kirche und im Flüchtlingsheim Spandau unterkamen. Überall gab es Probleme – dann zahlte der Senat den Familien eine „Rückkehrhilfe“ von 250 Euro.

Natürlich könnte die Polizei tätig werden. Rumänische Staatsbürger dürfen sich, wenn sie keiner selbstständigen Arbeit nachgehen, nur drei Monate als Touristen in Deutschland aufhalten. Aber die Polizei sagt, man könne nicht nachweisen, wann die Leute eingereist seien. Organisationen wie Amaro Drom und Südost Europa Kultur, die sich um Roma-Familien aus osteuropäischen Ländern kümmern, weisen außerdem darauf hin, dass es sich bei den jetzt betroffenen Familien größtenteils um Menschen handelt, die hier bleiben möchten. Ohnehin seien entgegen einem verbreiteten Vorurteil die weitaus meisten Roma sesshaft.

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